Portugal, Paradies des steuerfreien Ruhestands
Sonne, Meer und Sicherheit: Diese Gründe locken bereits viele Rentner nach Portugal, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Jetzt gibt es noch einen weiteren: Steuerbefreiung. Diese Woche in Reporter.
Die französische Rentnerin Christine Paris will nach Portugal ziehen. Sie ist auf der Suche nach einem Haus an der Algarve. Der Grund für ihre Umzugslust: In Portugal muss sie keine Steuern bezahlen.
Christine ist nicht die einzige, die die Befreiung von Körperschaftssteuer nach Portugal lockt. Wer neu in das Land zieht und in Rente ist, ist dort für zehn Jahre von Steuern auf sein Pensionsgeld befreit. Diese Steuernische für Zugezogene wurde 2009 ins Leben gerufen.
Die Umzugskartons hat Christine zwar noch nicht gepackt, dennoch weiß sie jetzt schon, was sie mit dem ganzen Geld, dass sie dank der Steuerbefreiung sparen wird, machen will: “Ich werde mir ein Auto kaufen. Ich will Portugal entdecken, ich kenne das Land nicht. Sobald ich ein Haus gefunden habe, will ich viel reisen, nach Lissabon zum Beispiel. Ich will einfach leben. Geld ausgeben ist immer besser, als Steuern zu bezahlen.”
Immobilienagenturen profitiern vom plötzlich erwachenden Interesses der Rentner an Portugal. Die Preise in dem von der Wirtschaftskrise mitgenommenen Land sind sehr niedrig. Dank der neuen Steuerregelung ist die Zahl der ausländischen Pensionäre, die in Portugal ein Haus kaufen wollen, rasant angestiegen, so der Makler Pascal Gonçalves: “Die meisten Menschen, die uns kontaktieren kommen aus Frankreich, es gibt aber auch einige Rentner aus Schweden, die gerne hier in die Sonne ziehen wollen. Auch von Briten bekommen wir immer mehr Anfragen – und ich denke, dass auch die deutschen Rentner bald diesen Markt für sich entdecken werden.”
Börje Forsberg aus Schweden ist 2011 nach Portugal gezogen, erst zwei Jahre später begann in dem Steuerparadies der Rentnerboom. Börje wohnt in Lagos an der Algarve, er hat dort ein Apartment gekauft.
Auch wenn er Steuern zahlen müsste, würde Börje mit seiner Rente auskommen, doch die Ersparnis in Portugal war für ihn zu interessant, um sie sich entgehen zu lassen: 57% seiner Rente musste er in Schweden an das Finanzamt abgeben, in Portugal zahlt er überhaupt keine Steuern.
Auch Hervé Bernard haben die Steuererleichterungen an die Algarve gezogen. Im November ist er aus Frankreich dorthin gezogen. Der ehemalige Anwalt lebt jetzt in einem Fischerdorf. Dort konnte er sich dank der Steuerfreiheit einen lang gehegten Traum erfüllen: “Portugal ist im Moment das einzige Land in der Europäischen Union, das diese Art der Steuerbefreiung anbietet. Zehn Jahre lang nichts zu bezahlen ist für mich eine enorme Ersparnis. Dadurch konnte ich mir mein Boot kaufen.”
Neu zugezogene Rentner profitieren von der portugiesischen Steueroase, einheimische hingegen leiden seit Jahren unter Kürzungen ihrer Pensionen und Steuererhöhungen. Die immigrierten Rentner zahlen zwar keine Steuern, geben aber dennoch ihr Geld in dem Land aus – und das soll auf lange Sicht die Einheimischen retten.
“Eines Tages werden die Portugiesen wieder ihre volle Rente ausbezahlt bekommen”, erklärt der Experte Pedro Lomba. “Sie müssen verstehen, dass die Steuerregelung für Ausländer gut für unsere Wirtschaft und Gesellschaft ist und es uns irgendwann ermöglichen wird, die Einschnitte in den Renten wieder rückgängig zu machen.”
Knapp 1.200 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter sind 2013 nach Portugal gezogen, das sind rund 250 mehr als im Jahr zuvor. Doch nicht nur Rentner genießen in dem Land steuerliche Vorteile, auch für Menschen im Berufsleben könnte ein Umzug nach Portugal finanziell durchaus interessant sein, weiß der Steueranwalt Rogério Fernandes Ferreira: “Die Regierung versucht so viele Menschen wie möglich nach Portugal zu locken. Wer hier lebt, sein Geld aber dennoch im Ausland verdient, profitiert von enormen Steuererleichterungen. Das gilt für alle Arten des Einkommens, für Mieteinnahmen genauso wie für Gehälter und Dividenden.”
Wer nach Portugal zieht, seinen Lebensunterhalt jedoch im Ausland verdient, wird genauso wie die Rentner für zehn Jahre von der Steuer befreit, zudem vergibt das Land spezielle Visa an Ausländer, die große Summen Geld investieren oder in Portugal Jobs schaffen.
Der schwedische Rentner Börje Forsberg sieht dahinter aber nicht nur Vorteile: “Das ist natürlich ein Weg, um im Wettbewerb mithalten zu können, doch das birgt natürlich auch ein Risiko. Andere EU-Länder könnten sich über dieses System beschweren. Wir sollten also nicht überrascht sein, wenn die Europäische Union das portugiesische System verändern will.”
Selbst wenn die portugiesische Steueroase eines Tages austrocknen sollte: Die drei Rentner wollen weiterhin in dem Land bleiben. Sie fühlen sich dort wohl und sind glücklich.